Die Vorbereitung unserer Kaninchen auf die kommende Schausaison stellt alljährlich eine ganz besondere Herausforderung für den Züchter dar. Gekonntes Schaufertigmachen entscheidet nicht selten über den kleinen, aber feinen Qualitätsvorsprung.
In erster Linie darf die Sauberhaltung der Tiere nicht vernachlässigt werden. Gerade bei helleren oder weißen Tieren ist das nicht immer so einfach. Das Wichtigste ist, damit nicht erst eine Woche vor der Schau zu beginnen, sondern von Anfang an auf die Sauberkeit der Kaninchen zu achten. Natürlich gibt es hier gewisse Mittel, um im Notfall noch etwas zu retten, allerdings ist es wesentlich einfacher, bereits im Vorfeld der Schausaison darauf zu achten. Hierbei sollten Einzeltiere, die keine Möglichkeit auslassen, sich selbst zu beschmutzen, konsequent aus der Zucht genommen werden.
In Bezug auf die Fellpflege kann man Tieren, die aufgrund ihrer dichten Behaarung schlecht durch den Fellwechsel kommen, durch regelmäßiges Bürsten ein wenig behilflich sein. Allerdings gibt es auch Tiere, die man behandeln kann, wie man mag, man kann durch Streicheln und Pflegen aus einem 13er Fellhaar nun einmal kein 14,5er Fellhaar machen. Hier sollte sich der Züchter nichts vormachen!
Natürlich werden bei den Ausstellungskaninchen die Krallen geschnitten, damit sich die Tiere mit einem tadellosen Auftritt der Vorderläufe zeigen können und damit der Preisrichter nicht nach dem zehnten Tier aussieht, als käme er vom Schlachtfest. Gerade die spitzen Krallen der Jungtiere sind messerscharf und verletzen den Züchter und den Preisrichter sehr schnell. Bei der Krallenpflege sollte ein eigens dafür vorgesehener Krallenschneider verwendet werden, nicht ein verrosteter Seitenschneider, bei dem die Krallen brechen und einreißen. Manche Züchter verzichten auf das Schneiden der Daumenkralle, weil man das ja angeblich nicht muss. Wenn ich solche dummen Argumente höre, fällt mir nichts mehr dazu ein! Zum einen stört es das Tier, wenn sich die Daumenkralle schon auf Drehkurs befindet, zum anderen behindert es den gewünschten Auftritt. Außerdem bedarf es gar keiner Rede, denn alle 18 Krallen müssen gekürzt werden. Die Krallenpflege sollte man, wenn möglich, zu zweit erledigen, da es mit einem Helfer wesentlich einfacher geht. Sicher gibt es einige Spezialisten, die das alleine genauso gut schaffen, trotzdem ist es unstrittig, dass es mit einer Hilfe einfacher ist. Auch sollte man es beim Schneiden der Krallenspitzen belassen und darauf achten, den Tieren nicht „ins Leben“ zu schneiden. Zugegeben: Bei Tieren mit hellen Krallen ist dies wesentlich einfacher.
Auch die lästige Sache mit dem Reinigen der Geschlechtsecken sollte nicht vernachlässigt werden, da es nicht schön aussieht und auch vom Geruch her angenehm auffällt. Natürlich müssen auch die älteren Tiere von Zeit zu Zeit in dieser Richtung versorgt werden. Am besten passiert dieses mit Watte und Öl, um die Tiere nicht im empfindlichen Genitalbereich zu verletzen. Man sollte es hier aber nicht übertreiben, denn letztlich handelt es sich um natürliche Absonderungen, die speziell bei Häsinnen im jungen Alter kaum sichtbar sind. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Auch die rechtzeitige Gewöhnung an die menschliche Hand – und an den Preisrichtertisch – ist wichtig für eine hohe Bewertung, um die es ja später einmal gehen wird. Man kann sich vielleicht vorstellen, welchen Eindruck ein Preisrichter gewinnt, wenn er angepinkelt, gebissen oder gekratzt wird. Auch ängstliche Kaninchen erhöhen weder das Vergnügen an der Bewertungsarbeit noch das Endergebnis. Wenn man zwei Nester mit Jungtieren hat und die einen jeden Tag in die Hand nimmt, die anderen hingegen überhaupt nicht beachtet, wird man schon bei den kleinen Tieren deutliche Unterschiede feststellen können. Bereits im Alter von sechs Wochen werden die vernachlässigten Tiere auf dem Tisch einen verstörten Eindruck machen, während die zahmen Jungtiere des anderen Wurfes dem Züchter täglich Freude bereiten. Wenn man das unterschiedliche Verhalten nun bis zur Ausstellung verfolgt, ist das Ergebnis völlig klar! Natürlich spielen bei der Bewertung auch andere Faktoren eine Rolle, aber Tiere, die sich präsentieren und auf dem Bewertungstisch wissen, was sich gehört, machen auch einem Preisrichter mehr Spaß! Dass man hiermit möglichst früh beginnen sollte, haben viele Zuchtfreunde leider noch nicht begriffen.
Gerade bei den Zeichnungstieren sind wir Scheckenzüchter bestrebt, die Zeichnungsmerkmale besser zur Geltung zu bringen. Aber: Wo fängt man an? Wo hört man auf? Dass eine in Maßen „geputzte“ Seitenzeichnung schöner aussieht, steht doch völlig außer Frage! Dazu muss man allerdings etwas die Grannenhaare von den Seitenpunkten entfernen, ohne diesen behutsamen Eingriff geht es leider nicht. Wenn man es nicht macht, steht „Seitenzeichnung etwas weiß durchsetzt“ auf der Bewertungsurkunde, macht man es, so liest man „fehlende Grannen in der Seitenzeichnung“. Das ist etwa so, als würde man schwimmen gehen, darf dabei aber nicht nass werden… Natürlich wird jetzt gesagt: „Aber bitte nicht übertreiben!“ Doch die Grannen müssen nun einmal weg, damit das Zeichnungsbild deutlich in Erscheinung tritt.
Auch einfarbige Kaninchen werden entsprechend auf die Ausstellung vorbereitet, oder glaubt jemand, dass weiße Büschel oder Durchsetzungen der Decke sitzen bleiben, wenn das Tier ansonsten erstklassig ist? Der Haken an der Sache: Farbliche Unreinheiten haben in aller Regel genetische Ursachen. Während weiße Büschel oftmals auf eine frühere Hautverletzung zurückgehen, stellen unreine Ohrenränder oder sonstige Durchsetzungen der Decke ein ernsthaftes Problem dar. Tiere mit diesen Farbfehlern eignen sich nicht für die weitere Zucht und sollten schon gar nicht an Mitstreiter veräußert werden.
Letztlich ist es ganz gleich, welche Rasse man auf die Schau vorbereitet, man sollte immer selbstkritisch hinterfragen, ob sich der Aufwand angesichts der sonstigen Qualitäten des Tieres lohnt. Denn aus einem Esel kann man kein Rennpferd machen!
Autor: Jens Jadischke