Diese beinahe vergessene Heilpflanze trägt auch den Namen Heil-aller-Welt! Für die Kaninchenwelt passt der Name jedenfalls gut: Nelkenwurz hat eine positive Wirkung auf Verdauung, Kreislauf und Nerven und deckt einen großen Teil der Gesundheitsprobleme von Kaninchen ab.
Im Verdauungstrakt regt Nelkenwurz Leber und Galle an und hilft bei Magen-Darm-Störungen, unabhängig davon, ob diese durch Infektionen oder Fütterungsfehler ausgelöst wurden. Nelkenwurz gehört zu den Kräutern, die kranken Kaninchen wieder auf die Beine helfen. Wenn ein Tier keinen Appetit mehr zeigt – Nelkenwurz wird meist noch gefressen und kann so zur Gesundung beitragen! Nach einer Antibiotikabehandlung bringt Nelkenwurz die Darmflora wieder ins Gleichgewicht. Darüber hinaus hat sie als altes Malariamittel eine Hemmwirkung auf Einzeller (Protozoen). Kokzidien gehören ebenfalls zu dieser Gruppe und jeder Kaninchenhalter weiß, wie sehr diese ihm und seinen Schutzlingen das Leben schwer machen können. Ab und zu eine Nelkenwurzkur hilft, die Kokzidien in Schach zu halten – wenn die Stallhygiene stimmt. Bei massivem Kokzidienbefall mit Durchfall sollte jedoch auf die „chemische Keule“ zurückgegriffen werden. Abwechselnder Einsatz von pflanzlichen und chemischen Kokzidienhemmern erschwert die Resistenzbildung der Parasiten und ist empfehlenswert.
Gründe genug, die Heilpflanze an Waldrändern und Hecken mit guter Bodenfeuchte zu suchen oder in einer halbschattigen Ecke im Garten anzusiedeln! Sie überwintert als Rosette, lasst sich bei Bedarf also das ganze Jahr hindurch ernten. Bei Frost dürfen keine Pflanzenteile verfüttert werden, man weicht stattdessen auf Tee aus. Als wirksame Inhaltsstoffe findet man Gerb-und Bitterstoffe, organische Säuren und ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Eugenol, das den Gewürznelken das charakteristische Aroma verleiht und der Nelkenwurz zu ihren duftenden Wurzeln und dem Namen verhalf.
Nach den Wintermonaten unterstützt Nelkenwurz die Umstellung des Organismus auf die Grasfütterung. Ein weiterer alter Name für Nelkenwurz lautet Mannskraftwurzel und deutet auf die Verwendung als Aphrodisiakum hin. Täglich zwei bis drei Nelkenwurzblätter lassen einen älteren Rammler wieder zu jugendlicher Frische zurückfinden. Die herzstärkende Wirkung hilft ihm dabei, den „zweiten Frühling“ schadlos zu überstehen. Nelkenwurz soll nicht überdosiert werden, einige Blatter täglich genügen! Zur Teebereitung übergießt man einen Teelöffel getrockneter Blätter oder kleingeschnittener Wurzeln mit 0,2 Liter kochendem Wasser. Wenn ein Tier die Futter- oder Wasseraufnahme verweigert, kann man auch einen Nelkenwurzelwein bereiten: zehn Gramm feingeriebene trockene Wurzel in 0,2 Liter Rotwein einlegen, nach 24 Stunden filtrieren und in eine dunkle Flasche abfüllen. Davon dem Kaninchen einen Milliliter pro Tag mit einer Spritze eingeben.
Autor: Ursula Glauser