Vom Frühling bis in den warmen Herbst belästigen uns und unsere Tiere Fliegen und Mücken; denn sowohl die Kaninchen als auch ihr Pfleger werden besonders bei schwülwarmer Wetterlage von diesen aufdringlichen Insekten behindert und gestochen.
Die Hoffnung, dass dem letzten strengen und langen Winter zahlreiche Schadinsekten zum Opfer gefallen sind, wird sich wohl nicht erfüllen. Biologen weisen darauf hin, dass sich Insekten, egal ob für uns nützlich oder schädlich, den Wetterlagen sehr flexibel anpassen und durch eine rechtzeitige Kältestarre mit geringstem Energiebedarf für den Körper auch lange Kälteperioden gut überstehen. Sie werden also wieder zur Genüge auftauchen, die ungeliebten Plagegeister.
Nicht allen Kaninchenhaltern ist bewusst, dass Fliegen und Mücken gefährliche Kaninchenkrankheiten wie Myxomatose oder Kaninchenpocken übertragen können, und auch die seit den 80er Jahren bei uns grassierende RHD verbreitet sich vornehmlich durch stechende und saugende Insekten.
Fliegen und Mücken sind weit verbreitet
Fliegen und Mücken gehören zu den Ektoparasiten. Wir verstehen darunter Schmarotzer, die zeitweilig oder dauerhaft auf oder in der Kaninchenhaut leben. Bei Mücken sind es nur die Weibchen, die stechen und für die Ausbildung der Eier das Blut von Warmblütern aufnehmen. Die sehr beweglichen Fliegen und Mücken belästigen zeitweilig auch unsere Tiere. Sind die Umstände günstig, kann es zu einem massenhaften Auftreten dieser Schadinsekten kommen.
Um eine effektive Bekämpfung durchzuführen, muss man sich einigermaßen über ihre Gewohnheiten informieren.
Mücken sind wechselwarme Lebewesen und werden unterhalb von etwa 18 °C träge. Sie verlieren ab 14 °C und niedriger ihre Vermehrungsfähigkeit! Bei Temperaturen über diesen Werten, unterstützt von relativ hoher Boden- und Luftfeuchtigkeit, fühlen sie sich jedoch sehr wohl, denn es herrschen beste Lebensverhältnisse für diese sechsbeinigen Plagegeister. Teiche, Tümpel und Pfützen, auch Wasserbehälter in Gärten und Höfen, werden von ihnen gern für die Vermehrung genutzt. Es genügen aber auch schon durch Regen oder Nachttau feuchte Wiesen, damit sich Mücken munter vermehren können.
Wir sind deshalb gut beraten, noch vor dem unangenehmen und kostenaufwendigen Einsatz von giftigen Insektenmitteln einige bewährte technische Möglichkeiten und vor allem alte Hausmittel anzuwenden.
Sauberkeit auch hier oberstes Gebot
Schmutzige Stallbuchten und Stallanlagen, in denen sich Unrat häuft, sind nicht nur unansehnlich, sondern zudem Brutstätten zahlreicher Krankheiten. Sie verbreiten starke Gerüche und locken dadurch Fliegen sowie Mücken an. Unsaubere, verschwitzte Kleidung des Stallpersonals unterstützt ebenfalls das Auftreten derartiger Plagegeister.
In Kotecken der Stallabteile können sich bei hohen Raumtemperaturen bald Fliegenmaden bemerkbar machen. Ist dies bereits eingetreten, heißt es, sofort Veränderungen vorzunehmen: regelmäßiges Ausmisten, bei großer Hitze vielleicht auch einmal mehr als gewohnt, und die allgemeine Sauberkeit der Ställe, Stallgeräte und Kleidungsstücke ist wesentlich zu verbessern.
Stallbaumaßnahmen gegen das Eindringen von Fliegen und Mücken
Fugendichte Bauweisen der Stallwände, Türen und Fenster bringen erste Erfolge gegen das Eindringen unerwünschter Insekten. Lüftungsöffnungen und Fenster lassen sich durch feinmaschige Schutzgitter dauerhaft mit gleichem Ziel absichern.
Die Türen der Stallbuchten sollten an den Außenkanten gefalzt sein oder von außen aufgeschraubte, durchgehende Anschläge besitzen, um Durchschlüpfe zu schließen. Auf die Türrahmen kann man gleichzeitig Fliegengitter befestigen. Baumärkte bieten hierfür ein reichhaltiges Sortiment von Gittermaterial, einschließlich der Spannrahmen in verschiedenen Abmessungen an. Beim Öffnen der Tür können allerdings immer noch einige Insekten in Räume und Buchten eindringen.
Da sich Mücken bei einer Raumtemperatur von unter 14 °C nicht mehr vermehren und unter 18 °C nicht stechen, wäre für Innenställe eine entsprechende Klimaanlage die optimale Lösung zur Ausschaltung dieser Schädlinge. Das dürfte jedoch aus Kostengründen nur wenigen Züchtern möglich sein.
Eine gute Wärmedämmung von Dächern und Gebäudewänden hat also nicht nur für die Gesundheit der Kaninchen allgemein, sondern auch für die Verminderung der Schadinsekten eine nachhaltige Bedeutung.
Wirksame Mittel gegen Fliegen und Mücken
Man kann mit verschiedenen mechanischen Mitteln gegen Insekten vorgehen. Ich verwende an meinen Ställen nach wie vor die Fliegenfänger und bin immer wieder erstaunt, wie viele ganz verschiedene Fliegen und Mücken nach relativ kurzer Zeit im Sommerhalbjahr an den klebrigen Bändern festhängen.
In Stallräumen sind auch Staubsauger, die vor allem an schwer zugänglichen Stellen wie Raumdecken oder Ritzen und Fugen eingesetzt werden können, zur Insektenbekämpfung geeignet. An den Lärm dieser Geräte gewöhnt man die Kaninchen, indem man vor dem Stall den Sauger einmal kurz einschaltet und nicht zu abrupt die Ruhe stört.
Die bekannten UV-Lampen sind nur für Räume, also nicht für Außenställe zugelassen, weil auf ihren unter Hochspannung stehenden Drahtgittern nicht nur Fliegen und Mücken, sondern auch viele nützliche Insekten verenden würden. Kleidung schützt Menschen vor Mücken nur, wenn der Stoff dicht gewebt ist und nicht eng, sondern sehr locker auf dem Körper liegt.
Chemische Bekämpfungsmittel, Insektizide, sind in Form von Insektenspray mit aller Vorsicht und nur bei Eignung für Räume, in denen Warmblüter leben, anzuwenden. Hier ist dringend die Anwendungsvorschrift, insbesondere die Eignung für Ställe und Stallanlagen, schon vor dem Kauf des Mittels sorgfältig zu überprüfen.
Mittlerweile haben auch imprägnierte Aufkleber gegen Insekten sowie Insektenstifte, mit denen Kontaktgift direkt auf die Fensterscheibe aufgetragen wird, ihre Anwendung und Verbreitung gefunden.
Manche Züchter schwören aber immer noch auf die alten Hausmittel gegen Fliegen und Mücken. Gegen Stechmücken helfen z. B. frisches Tomatenkraut oder Rizinuspflanzen auf der Fensterbank, mit Gewürznelken gespickte Zitronen (regelmäßig erneuern) oder Duftlampen mit ätherischen Ölen (auf Brandsicherheit achten!) sowie Knoblauch.
Das gleiche gilt für Fliegen. Sie mögen keine intensiven Kräutergerüche wie Lavendel, Pfefferminze, Basilikum oder auch Zitronenmelisse. Das aufwendige Auswechseln von Zweigen bzw. Trieben dieser Pflanzen entfällt, wenn man die Pflanzen nahe den Ställen zieht oder in Pflanztöpfen im Stall platziert. Der geradezu aufdringlich riechende „Mottenkönig“ (Plectanthus) eignet sich als Hängepflanze in Verbindung mit Pelargonien in Stallnähe zum Vertreiben von Fliegen und Mücken.
Sind die Wände der Ställe neu zu streichen, mischt man etwas Lorbeeröl unter die Farbe. Fliegen, so ist bekannt, mögen keine blauen Farbtöne. Auch Schalen mit Essig verbreiten einen typisch sauren Geruch, der den Fliegen und Mücken unangenehm sein soll. Bekanntlich vertreibt auch Farnkraut mit seinem Geruch Fliegen und Mücken.
Es gibt gewiss noch weitere Möglichkeiten, ohne „chemische Keule“ auf praktischem und von der Natur aufgezeigtem Wege besonders in der warmen Jahreszeit Fliegen und Mücken spürbar zu bekämpfen. Etwas Geduld und Ausdauer bei den aufgezeigten Möglichkeiten sichern uns in ihrer Gesamtheit einen umweltfreundlichen Erfolg am und im Kaninchenstall.
Autor: Lothar Thormann