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Wissenswertes über Luzerne

Manche Züchter haben hierzu noch Bedenken. Aber Ergebnisse aus Wissenschaft und Praxis zeigen eindeutig: Das Silieren von Luzerne ist möglich, wenn das Futter ausreichend angewelkt wird oder wenn Siliermittel eingesetzt werden. Hierzu liegen Ergebnisse aus einem Betrieb vor, der auch Kaninchen hält. Die Luzerne wurde auf Breitschwad (nach dem Mähen in Reihe abgelegte Pflanzen auf der Nutzfläche, Anm. der Red.) gemäht. Bereits am nächs ten Tag begann das Silieren. Man befürchtete Welkverluste. Das Silieren zog sich bis zum vierten Tag nach dem Mähen hin. Im Silo lagen also Schichten mit unterschiedlichen Trockenmassegehalten übereinander. Im Rahmen der Futtermittelprüfung wurden Proben gezogen und analysiert. Ebenso von frischer Luzerne. Es ergaben sich unter anderem folgende Werte und Schlussfolgerungen:

  • Feuchte Luzerne lässt sich schlecht silieren. Das Labor ermittelte pH-Werte von 4,9. Die Gesamtsäure bestand zu 43 % aus Buttersäure und zu 38 % aus Essigsäure. Der Trockenmassegehalt lag nur bei 223 g/kg Silage. Die Silage roch unangenehm. Der Geruch von Eiweißabbauprodukten und von Buttersäure beherrschte den Stall und haftete an Kleidern sowie Körpern. Von den Kaninchen wurde diese Silage nur widerwillig verzehrt. Offensichtlich war das Ausgangsmaterial zu wenig angewelkt.
  • Im gleichen Silo lag jedoch auch Welksilage mit 454 g Trockenmasse/kg. Für diese ermittelte das Labor die Note 2 (1 ist laut Bewertungsskala die beste Note, 5 die schlechteste) für den Siliererfolg. 64 % der Gesamtsäure bestand aus Milchsäure. Butter-, Valerian- und Carbonsäure waren nicht nachweisbar. Die Silage war also frei von unerwünschten Säuren, obwohl sie im gleichen Silo lag. Die Farbe war Gelblich-Braun, der Geruch angenehm. Von den Kaninchen wurde diese Silage bevorzugt. Siliermittel kamen nicht zum Einsatz.

Wie wird am besten ohne Zusatz siliert?

In der Literatur gibt es häufig Hinweise zum Silieren von Luzerne mit Zusätzen. Aber manche Züchter dürfen keine Zusätze verwenden, andere wollen es nicht. Auch sie können Luzerne erfolgreich silieren. Positive Rückschlüsse aus der Futtermittelprüfung liegen dazu vor und geben einen wichtigen Hinweis:

Luzerne muss vor dem Silieren relativ stark angewelkt werden. Als Mindestforderung haben sich Trockenmassegehalte (TM) von 40 % bewährt, noch besser sind 45 % oder mehr. Das erfordert häufig längere Welkzeiten. Dann entstehen höhere Welkverluste, die aber in Kauf genommen werden müssen.

Ergebnisse dazu liegen aus Lettin vor. Luzerne wurde dort gemäht und blieb im Breitschwad liegen. Täglich wurden Proben gezogen und analysiert. Die TM-Gehalte je Kilogramm Luzerne veränderten sich wie folgt:

  • 158 g auf dem Halm
  • 281 g am 1. Welktag (WT)
  • 210 g am 2. WT 235 g am 3. WT
  • 296 g am 4. WT 417 g am 5. WT.

Erst am fünften Welktag war die Luzerne ohne Zusätze silierbar. Das Labor ermittelte täglich die Rohproteinkonzentrationen und fand folgende Werte je Kilogramm Trockenmasse:

  • 257 g auf dem Halm
  • 252 g am 2. WT
  • 248 g am 5. WT.

Die Konzentrationen verringerten sich also, aber nicht so dramatisch wie manchmal befürchtet wird. Entscheidend sind letztlich die Konzentrationen in der fertigen Silage. Hierzu ermittelte das Labor schließlich folgende Rohproteinkonzentrationen je Kilogramm Trockenmasse:

  • 192 g in der 2-Welktage-Silage
  • 202 g in der 5-Welktage-Silage

Die nur zwei Tage lang gewelkte Silage hatte TM-Gehalte von 21 %. Dies hatte Folgen: höhere Saft-und Proteinverluste, ein schlechter Siliererfolg, ein unangenehmer Geruch und schlechter Verzehr.

Wichtig sind folgende Veränderungen im Laufe der fünftägigen Welkperiode:

  • Die Rohaschekonzentration erhöhte sich von 102 auf 112 g.
  • Die Rohfaserkonzentration erhöhte sich von 204 auf 234 g.
  • Die Verdaulichkeit verschlechterte sich von 72 auf 68 %.
  • Die Energiekonzentrationen sanken von 10,28 auf 9,26 MJ umsetzbare Energie

Es gab also unerwünschte Verschlechterungen aller genannten Konzentrationen, jedoch waren diese weniger schwerwiegend als oft befürchtet.

Fazit für das Silieren von Luzerne

Zuvor sollte ein TM-Gehalt von 40 % oder mehr erreicht werden. Bei TM-Gehalten unter 30 % ist mit Sickersaftverlusten zu rechnen. Bei zu starkem Anwelken können hohe Blattverluste auftreten. Bewährt haben sich TM-Gehalte von 40 bis 60 %, wenn keine Siliermittel zum Einsatz kommen dürfen oder sollen. Wer Luzerne mit niedrigerem TMGehalt silieren will oder muss, sollte Siliermittel verwenden, die von der DLG in die Klasse 1a eingestuft werden – oder solche, bei denen der Lieferant dieselbe Wirksamkeit garantiert.

Autor: Dr. Kurt Walter Schmidt

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