Eine ganz besondere Stellung in unserem Kräutergärtchen nimmt der Liebstöckel (Levisticum officinale) ein, hat man doch zumeist nur ein einziges Exemplar dieses bis zu 2 m hohen Krauts, und das ist dann oftmals außerhalb des eigentlichen Kräuterbeets in irgendeinem gerade freien Eckchen des Gesamtgartens angesiedelt worden. Im Übrigen genügt auch dieses eine Riesen-Prachtexemplar des Liebstöckels. Denn das Kraut zeichnet ein überaus kräftiges Aroma aus, und in der Küche finden daher auch nur kleine Teile von Liebstöckelblättern Verwendung – und das vorwiegend in der Suppen- und Soßenküche, dazu am Salat, in verschiedenen klaren Brühen sowie bei Braten und Geflügel.
Während für viele unserer Gewürzkräuter von einem Mitkochen dringend abgeraten wird, da das spezifische Aroma gewissermaßen „verkocht“, macht das Kochen unserem Liebstöckel nicht das Geringste aus: Die Würzkraft bleibt hier voll und ganz erhalten.
Finden in der heimischen Küche ausschließlich die Blätter Verwendung, greift man in der Volksmedizin schon seit vielen Jahrhunderten weitestgehend auf die Heilkraft der Wurzeln zurück. Sie werden im Herbst ausgegraben, zu einem Zopf geflochten und zum Trocknen unter die Dachsparren des Stalles oder an einen sonstigen regengeschützten Platz gehängt. Der Tee aus Liebstöckelwurzeln sorgt für eine spürbare Vermehrung des Magensafts. Doch auch die getrockneten Blätter der Pflanze wusste die Volksheilkunde zu nutzen: Sie streute man bei kleinen Kindern ins Badewasser, um den Knochenbau zu kräftigen.
Die eigentliche Heimat des Liebstöckels liegt in Südwesteuropa, doch ist er schon über Jahrhunderte auch in unseren Breiten heimisch geworden. Lieb stöckel gehört zu den Doldenblütlern und trägt wegen seiner Würzintensität auch den Namen „Maggikraut“.
Die Pflanze ist relativ nährstoffbedürftig, daher ist auf eine reichliche Humusversorgung zu achten, was mittels ein wenig Kaninchenmistes kein Problem für uns darstellen dürfte. Liebstöckel liebt tiefgründige und gut durchfeuchtete Standorte, bringt aber auch auf weniger geeigneten Böden noch recht gute Erträge.
Die Staude friert im Winter vollständig zurück, treibt aber im Frühjahr mit recht kräftigen, zunächst rötlichen Trieben wieder aus. Wenn der Bestand nicht regelmäßig geschnitten wird, blüht der Liebstöckel ab dem zweiten Standjahr.
Unsere Kaninchen fressen mit deutlich erkennbarem Genuss gelegentliche kleine Gaben des Krautes innerhalb ihres Grünfutters.
Autor: Werner Puhe