Das Wildkaninchen, der Urahn unserer Rassekaninchen, ist ein Blattfresser. Die Tiere verzehren in der freien Wildbahn vor allem junge Blätter und Triebspitzen. Das sind eiweißreiche, bestens verdauliche Futtermittel. Hauskaninchen werden heute vielfach mit Fertigfuttermitteln versorgt.
An Grünfutter werden den Tieren Gräser und Kräuter gereicht, die meist in einem Gemenge angebaut werden oder auf den Wiesen geschnitten werden. Hinzu kommen Gemüse und Kräuter aus dem Garten, gelegentlich auch Hackfrüchte. Diese Gaben sind stets ein saftiges und frisches Futter‚ das von den Tieren gerne angenommen wird. Aber gerne werden auch Zweige, Triebe und Ranken gefressen. Ebenso kann man in Maßen auch allerlei Obstsorten beigeben.
Daneben ist Futter von getrockneten Pflanzen wichtig. Dieses Rauhfutter besteht meistenteils aus Wiesenheu. Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, kann man diese Futtermittel auch im Eigenanbau gewinnen. Bei hohen Saftfuttergaben trinken die Tiere im Allgemeinen weniger, bei Rauh- und Trockenfuttergaben ist das zusätzliche Tränken jedoch unerlässlich. In jedem Fall hängt die benötigte Wassermenge auch von individuellen Bedürfnissen und vielen anderen Faktoren ab.
Wenn man ein Gemisch von Gräsern und Kräutern neu ansäen will, so empfehlen sich Mischungen wie das bekannte Landsberger Gemenge. Eine wertvolle Futterpflanze ist auch die Topinambur, eine amerikanische Sonnenblumenart. Topinambur (Helianthus tuberosus) wurde schon vor der Kartoffel aus Amerika nach Europa gebracht. Die europäischen Einwanderer hatten gesehen, wie sich ganze Eingeborenenvölker der Neuen Welt von der Topinambur ernährten. Genutzt werden die Grünteile für die Kaninchen, die eiweißreich sind und ein ganzes Spektrum an wertvollen Wirkstoffen enthalten. Die frostharten Knollen können ab November geerntet werden. Die verschiedenen Sorten werden ähnlich wie Kartoffeln angebaut und ergeben eine Dauerkultur für etliche Jahre. Für 100 m2 benötigt man etwa 20 kg Saatknollen. Es gibt unterschiedliche Sorten, je nachdem, ob man mehr Wert auf Grünfuttererzeugung oder auf die Knollengewinnung legt.
Comfrey oder Futter-Beinwell (Symphytum spec.) gehört zu den Borretschgewächsen und kommt in etlichen Arten und Kreuzungen vor. Es handelt sich hier um eine alte Heilpflanze, die berühmt wegen ihrer Heilwirkungen ist. Die Fülle an Wirkstoffen kommt auch den Tieren zugute. Die Besonderheit ist nun, dass Beinwell einmal Vitamin B12 enthält und sodann einen hohen Eiweißanteil aufweist. Insofern ist Comfrey ein wertvolles Beifutter, das zum Beispiel auch die Haarqualität bei den Kaninchen verbessert. Comfrey kultiviert man, indem man Wurzelstecklinge in den Boden legt und einen Pflanzenabstand von ungefähr einem halben Meter oder mehr einhält. Die Pflanze kann bis zu 1,50 m hoch aufwachsen und bildet armlange Blätter aus, die häufig behaart sind. Lässt man sie etwas anwelken, so stechen sie nicht mehr und werden umso lieber verzehrt.
Bei genügend großen Flächen kann man von Gräsern und Kräutern eigenes Heu erzeugen. Heu gilt ja als das „Kaninchenbrot“ schlechthin. Die Tiere verzehren es täglich und regeln damit ihre Verdauung. Es ist möglich, auch auf kleineren Flächen wertvolles Heu für die Kaninchen zu erzeugen.
Es gibt eine ganze Reihe von Nutzpflanzen, die im Garten oder auf einem kleinen Feld sehr leicht angebaut werden können, kaum Arbeit machen, sich über Jahrzehnte bewährt haben und ein ausgezeichnetes Futter ergeben. Dazu zählen etwa Süßlupinen, Luzerne oder Sonnenblumen. Gute Beifutterpflanzen, von denen sich manche auch für ein Gemenge eignen, sind etwa Alexandrinerklee, Serradella, junger Mais oder Persischer Klee. Natürlich kommt auch Rotklee infrage, der einen ähnlich hohen Futterwert wie die Luzerne aufweist.
Bei den unzähligen Gemüsearten kommen vor allem Salate, Spinat oder Kohlsorten als Futterpflanzen infrage, wobei beim Kohl in der Hauptsache die Futterkohle eingesetzt werden. Hier ist es vor allem wichtig, dass man bei gezieltem Anbau spezielle Sorten für die jeweils unterschiedlichen Jahreszeiten auswählt.
Von großer Bedeutung für den täglichen Futtereinsatz sind Küchen-, Würz-, Arznei- und Aromakräuter. Es gibt eine Fülle hiervon. Ich möchte hier nur einige aufzählen, die seit alten Zeiten für den Gebrauch von Nutzen sind‚ die man also heute noch für die Küche oder zu Heilzwecken anbaut: Borretsch, Basilikum, Anis, Brunnenkresse‚ Liebstöckel, Pfefferminze, Majoran, Thymian, Estragon, Dill, Schnittlauch, Petersilie, Zitronenmelisse, Gartenkresse, Waldmeister, Bohnenkraut, Kümmel, Sellerie, Salbei, Dost, Rosmarin, Portulak, Koriander, Beifuss, Kerbel und andere mehr.
Solche Kräuter, die auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten wachsen, kann man mit unter das Futter mischen. Sie werden einerseits mitgefressen, zum anderen aber geben sie ihre Duftstoffe ab und regen so die Kaninchen zum Fressen an. Es genügt, nur ein paar Blättchen dieser würzigen Kräuter unters Futter zu mischen, um dem alltäglichen Futtereinerlei eine Duftnote zu geben, die die Kaninchen mögen.
Die Kultivierung der Gartengewächse bedarf der üblichen gärtnerischen Erfahrung und Kenntnisse. Dabei ist es heute wichtig, dass man Kunstdünger meidet und vor allem Biozide aus dem Garten verbannt.
Bei den Hackfrüchten ist es so, dass man Wruken und Mohrrüben meist im Garten zieht, während Futterrüben als Feldfrucht gewonnen werden. Darüber hinaus gibt es altbewährte und oft auch winterharte Erdfrüchte, etwa Pastinaken, Löwenzahn, Zuckerwurzel, Weiß- und Schwarzwurzel oder Knollenfenchel. Nicht zu vergessen ist natürlich die Kartoffel, die fast ausschließlich als Feldfrucht gezogen wird.
Auch hier gilt es, sich in der Sortenfülle durchzufinden. Bei den Möhren gibt es beispielsweise ausgesprochene Futter- und Speisesorten. Die Farben gehen von Lila über alle Rottöne bis hin zu Gelb und Weiß. Entsprechend unterschiedlich können auch die Inhaltsstoffe sein. Der jahreszeitliche Anbau geschieht natürlich auch bei den Wurzel- und Hackfrüchten sortenunterschiedlich. Dem Züchter stehen so für den Eigenanbau oftmals von einer Hackfruchtart Früchte für die verschiedensten Jahreszeiten zur Verfügung, was es auszunutzen gilt.
Manche bekannten Gemüse, etwa Grünkohl, Futterkohle, Pastinaken, Rapunzel, Futtermohrrüben oder Feldsalat, eignen sich speziell für den Anbau im Spätjahr. Es gibt durchaus auch winterharte Gemüseformen. Der hohe Wert für den Züchter liegt bei diesen Arten und Sorten darin, dass man im Vorfeld der Zucht und in der Aufzuchtzeit selbst über Saftfutter verfügt.
Natürlich gibt es heute rund ums Jahr auch Gemüsesorten zu kaufen, weil die Flugzeuge solche Pflanzen herbeibringen. Aber hier ist die Frage, wie hoch solche Gemüse belastet sind. Nachprüfungen fallen leider oft recht ungünstig aus. Insofern ist der Eigenanbau von Futterpflanzen vorteilhaft, denn man kann hier ohne „Chemie“ arbeiten und überdies natürlich auch den eigenen Mist sinnvoll dem Erzeugungskreislauf beimischen.
Autor: Kanichenzeitung