Wenn ich über die vielfältigen Tätigkeiten des Zuchtwarts im Verein nachdenke, so komme ich zu dem Ergebnis, dass mit diesem Ehrenamt eine der wichtigsten Funktionen besetzt ist. Denn der Zuchtwart lenkt die Zuchtrichtung aller aktiven Vereinsmitglieder. Einer ständigen und sehr guten Kommunikation mit den einzelnen Mitgliedern kommt dabei eine sehr große Bedeutung zu. Wenn dieses Amt mit einer ungeeigneten Person besetzt ist, etwa ohne ausreichende fachspezifische Qualifikation, so ist dies für den gesamten Verein sehr bedauerlich.
Was sollte ein guter Zuchtwart machen? Nun, dazu hat vielleicht jeder Züchter seine eigene, ganz persönliche Vorstellung. Also habe ich mir eine Checkliste angelegt, auf die ich meine weitere Arbeit aufbauen konnte, mein sogenanntes Handbuch für den Verein. Und darin habe ich zunächst einige Stichworte notiert:
- Vereinsbücherei erstellen,
- Fachzeitschriften abonnieren,
- Züchterkartei anlegen,
- Tierbesprechungen und Fachvorträge organisieren,
- Züchterbesuche durchführen,
- Jahresberichte erarbeiten.
Diese Themenliste kann man natürlich ständig erweitern und beliebig verfeinern, aber ich wollte nur einmal sehen, was alles so an Aufgaben auf mich zukommt, wenn ich diesen „Job“ nach meinen bisherigen Vorstellungen einigermaßen zufriedenstellend durchführen möchte. Schließlich habe ich als Zuchtwart die Aufgabe, meine Züchter innerhalb des Vereines zu beraten, zu motivieren und aufzuklären. – Fürwahr keine leichte Aufgabe für den gewissenhaften Zuchtwart!
Wenn ich nun meine Checkliste durchgehe, so sind gleich die ersten beiden Stichpunkte (Vereinsbücherei und Fachzeitschriften) eine kleine Hürde für manchen Zuchtwart, denn Bücher und Fachzeitschriften kosten Geld. Und gerade in dieser Hinsicht ist nicht selten große Überzeugungsarbeit zu leisten. Ganz wichtig sind auch die aktuellen Rassestandards. Diese sollte der Verein stets aktualisieren und bei Bedarf an die Züchter ausleihen, denn sie sind die Handbücher unseres Hobbys. Das Anlegen einer Züchterkartei dient allein dem Zweck, aktuelle Informationen zu sammeln, zu dokumentieren und bei Bedarf auch greifbar zu haben. Die Stammdaten wie Namen, Anschriften, Telefonnummern und Mailadressen dienen dem Ziel der schnellen, unproblematischen Kommunikation. Das Geburtsdatum dient allein dazu, entsprechende Glückwünsche übermitteln zu können; eine nette Geste, über die sich die Züchter freuen werden. Auch die Mitgliedschaften oder Funktionen etc. sind als Informationsquelle brauchbar, denn so kann die Vereinsgeschichte chronologisch fortgeschrieben werden. Die Kartei, also eine gute Dokumentation, zeigt mir auch die positiven und negativen Seiten im Zuchtgeschehen. Wo kann ich helfen? Wo darf ich nur beratend eingreifen? Wo muss ich möglicherweise konstruktive Kritik üben?
Die Versammlungen sollte auch der Zuchtwart mitgestalten, damit Langeweile erst gar nicht aufkommt. Gute vorbereitete Referate oder Tierbesprechungen dienen der Information und motivieren die Teilnehmer. Die Kooperation, der Austausch mit Kollegen aus anderen Vereinen, Verbänden, sind heute eine Selbstverständlichkeit, die ich jedem Zuchtwart anraten kann. Warum sollte man das Rad immer wieder neu erfinden?
Züchterbesuche durch den Zuchtwart (oder gemeinsam mit anderen Züchtern des Vereins) bringen weiterführende Gespräche und Diskussionen mit sich. Jeder Teilnehmer kann Neues entdecken, mit den eigenen Augen und Ohren lernen. Am Ende des Zuchtjahres steht der ausführliche Jahresbericht. Der Zuchtwart hat das Recht und die Pflicht, über das Zuchtgeschehen zu berichten, denn genau das hat uns alle zusammengebracht. Hier sollte ein gut aufgebauter Rückblick die Aktiven belohnen und die Passiven erkennen lassen, dass dieses Hobby interessant ist. Dazu gehört auch eine Ehrentafel, welche die züchterischen Erfolge dokumentiert. Als Schaubild im Vereinsheim darf die Ehrentafel ruhig ihren festen Platz haben; sie sollte den Zuhörern schriftlich vorgelegt werden.Es gehört auch dazu, dass die örtliche Presse informiert wird, denn das Zuchtgeschehen darf bei aller Bescheidenheit auch in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
An den Schluss der Ausführungen habe ich einen sehr wichtigen Punkt gestellt, was die Person des Zuchtwarts betrifft: Ein Zuchtwart wird auch an seinen eigenen Leistungen und Erfolgen gemessen, wobei es für ihn selbst heißt,
- sich intensiv mit der Kleintierzucht zu beschäftigen,
- sich ständig fortzubilden,
- seine Zuchtanlage/Stallungen optimal zu gestalten und
- stetes Engagement für den Verein und seine Mitglieder zu zeigen.
Seiner Vorbildfunktion als Züchter und Vereinsmitglied sollte sich der Zuchtwart stets bewusst sein. Er sollte immer dafür sorgen, dass der Grundgedanke unserer Passion, die Liebe zum Tier, gewahrt bleibt, denn unser Hobby ist es wert!
Autor: Günther Schneider